Der Promi-Faktor in Beziehungen

Weshalb wirkt eine Jeanette Biedermann erotischer und anziehender auf viele Männer als die recht aparte Frau von nebenan? Und warum gibt es Groupies, die sich männlichen Rockidolen (selbst weniger gut aussehenden) auf Tourneen an die Fersen heften, willig und bereit zu allem?

Ganz einfach: Weil es den Promi-Faktor gibt. Man kennt die Stars und Sternchen aus den Medien häufig besser als das eigene Umfeld: deren Leben und Liebschaften, deren Glück und Leid. Sie erhalten durch ihre umfassende Präsenz und Durchleuchtung Konturen, sind nicht mehr nur “irgendein Mensch”. Sie werden in unseren Augen bedeutender (vielleicht auch stärker, potenter, fruchtbarer – wirkt hier etwas Stammesgeschichtliches mit?) als gewöhnliche Menschen. Das macht vermutlich den Reiz aus, den Kick, einen Promi im Bett zu haben.

Es scheint also so: Je mehr Persönliches wir von jemandem wissen, desto interessanter wird er für uns. Dabei gilt: Je aufrichtiger und authentischer man das Innenleben offenlegt, desto mehr Interesse wird man erzeugen. (Aber Achtung: Der entsprechende Gegenspieler ist: Geheimnisse zu haben. Auch das kann beziehungsfördernd wirken, solange es dosiert eingesetzt wird. Doch dazu ein andermal mehr.)

Auch beim Vorgang des Verliebens wirkt der Promi-Faktor mit: Jemand aus einer Gruppe von Menschen lächelt uns an, und just in den vergucken wir uns dann. Logisch, weil dieser sich aus der Anonymität gelöst hat und somit zu einem Quasi-Promi wird – für uns zumindest.

Beim Chatten kennt man das Phänomen ebenso: Je länger man sich mit jemandem gut unterhält, desto begehrenswerter wird dieser und desto aufgeregter man selbst, weil ab einem bestimmten Punkt ein Wert in das Gegenüber hineingelegt wird, den man nicht so einfach aufs Spiel möchte. Das gilt für reale Begegnungen natürlich auch; beim Internetdating ist die Anonymität zu Beginn jedoch erheblich größer und somit die “Hebelwirkung” stärker.

Selbst in “normalen” Beziehungen kann der Promi-Faktor als Attraktivitäts-Bonus wirken. Er macht den Partner interessanter als er es ohne diesen wäre. Dann etwa, wenn wir den anderen (für etwas Bestimmtes oder ganz allgemein für sein Sosein) bewundern. Wir heben ihn nämlich damit aus der Masse heraus. Und tun uns selbst übrigens auch einen Gefallen, weil wir uns dann auch bedeutender fühlen können. Denn wenn eine Dame ihren Gefährten zum König krönt, wird sie als Auserwählte an seiner Seite ja automatisch Königin!

Man könnte es auch so als Frage formulieren: Wer kann und will schon jemanden lieben, der ohne Persönlichkeit ist?



Dieser Artikel wurde am Dienstag, 4. August 2009 um 08:00 erstellt und in der Kategorie Erkenntnisse, Erotik, Offene Fragen abgelegt. Kommentare auf diesen Artikel können mit dem RSS 2.0-Feed verfolgt werden. Es besteht die Möglichkeit, auf diesen Artikel zu antworten oder einen Trackback von der eigenen Seite zu senden.

Eine Antwort hinterlassen