Gleiches mit gleichem vergelten in Liebesbeziehungen?

In Beziehungen (und im Leben überhaupt) ist es so, dass wir eine leidvolle Situation nicht selten aus zweierlei Perspektiven erleben dürfen: einmal als Opfer und einmal als Täter. Entweder geschieht dies noch in der aktuellen Beziehung, was ideal wäre, in den meisten Fällen jedoch eher in der Folgepartnerschaft.

Zwei Beispiele, die fast jeder kennt:  Wir wagen uns weit hinaus, was flirten angeht, vielleicht weil wir uns es leisten können (wissen, dass der Partner nicht fortlaufen wird, weil er uns sehr liebt). Irgendwann werden wir dann in ähnlicher Konstellation die Gegenposition erfahren dürfen, nämlich indem wir spüren, was es bedeutet, eifersüchtig zu sein.

Oder folgende Situation der Bedrängung: Man wünschte sich so sehr, dass der Partner mit einem einen Tanzkurs belegt, doch der lehnte, ja wehrte sogar ab. Als dann Schluss war mit der Beziehung, bekam man mit, wie der Verflossene mit der neuen Partnerin einen Kurs belegte – den sogar noch vorgeschlagen hatte!

Mit einem oberflächlichen Blick könnte man das als gerechte Strafe eindordnen (sofern man sich in alttestamentarischen Glaubensmustern aufhalten will), sinnspendender wäre jedoch die Sichtweise, dies als Einladung zu sehen, Einfühlungsvermögen zu erlernen. Denn kaum etwas fällt schwerer, als sich in die Rolle oder besser Gefühlslage eines anderen zu versetzen, vor allem, wenn man so etwas selbst noch nicht durchlebt hat. Doch dazu demnächst mehr.

Etwas sei noch erwähnt: Der oben beschriebene ausgleichende Perspektivwechsel kann nur dann Früchte tragen, wenn er nicht gewaltsam herbei geführt wird. Wird dem Schicksal nachgeholfen, um dem anderen absichtlich Schmerzen beizubringen, verpufft das der Situation innewohne Wachstumspotential meiner Erfahrung nach. Das “Zuviel” erzeugt zusätzlichen, nicht der Verhältnismäßigkeit entsprechenden Schmerz und schafft neue Ausgleichsprozesse. Die Kette setzt sich fort: Chance verschenkt.

Natürlich ist all dies abhängig vom eigenen Entwicklungsstand und dem Interesse, tiefere Zusammenhänge verstehen zu wollen. Es gilt allerdings wie in der Jurisprudenz: Fahrlässige — den Begriff “unbewusste” vermeide ich hier lieber — Taten werden stets milder geahndet als mutwillige.



Dieser Artikel wurde am Montag, 6. Juli 2009 um 02:48 erstellt und in der Kategorie Erkenntnisse, Spiritualität und Liebe abgelegt. Kommentare auf diesen Artikel können mit dem RSS 2.0-Feed verfolgt werden. Es besteht die Möglichkeit, auf diesen Artikel zu antworten oder einen Trackback von der eigenen Seite zu senden.

1 Kommentar für “Gleiches mit gleichem vergelten in Liebesbeziehungen?”

  1. gin sagt:

    leid sehe ich mittlerweile als geschenk an. finde es toll, wenn andere mir mutwillig oder nicht, mein eigenes gesicht zeigen. denn es ist ja nur meine hässlichkeit, die ich mir ansehe. nur ein beispiel:

    ständig habe ich unbewusst anderen gesagt, ich würde gernd dies und jenes mit ihnen machen, unternehmen usw. nur GETAN hatte ich es aus angst nie. aus angst vor ablehnung. nur war mir nie BEWUSST, dass ich anderen dadurch schmerzen bereitete, denn diese menschen freuten sich scheinbar darauf die GESAGTEN dinge auch zu ERLEBEN, was mir ja nicht bewusst war. ich wartete eigentlich nur auf eine KLARE reaktion meiner reden, damit ich endlich handeln konnte. nur das traf nie ein. keine reaktion.

    dann kam es auf mich zu. es wurde ständig nur geredet, über all die schönen dinge, die ich gerne auch gehabt hätte. doch es waren nur worte und es folgten keine taten. es schmerzte nur worte in die hand gelegt zu bekommen und somit wurde mir klar, dass ich durch meine worte auch evtl. menschen verletzt haben könnte, wenn sie sich wünschten, dass aus reden taten folgen.

    nur frage ich mich: ist es in ordnung jemandem DIREKT mitzuteilen, zu zeigen, dass die art gerade sehr verletzend auf mich wirkt. nehmen wir mal an die frau sitzt mit 5 kerlen in einer bar nahe zu aufeinander, das ganze käme ins netz. der frau mag vielleicht nicht bewusst sein, dass sie damit ihren mann zu hause kränkt, weil für diese frau eben quasi “nichts dabei” war. sollte der mann nun dieser dame auch zeigen, wie sehr es verletzen kann, so etwas mitzuerleben? auch wenn es ihm schwer fällt seine herzensdame mit “sich selbst” zu verletzen. denn eigentlich zeigt er ihr nur, wie sie auf andere menschen wirkt, und jemandem so eiskalt das schlechte eigene ich zu zeigen, ist nicht nur der frau unangenehm. es verletzt den mann auch sehr.

    so würde ich es nicht aus rache tun, denn rache sind keine schönen gefühle, aber aus dem gedanken heraus “man kommt sich somit näher, denn der andere kann nun mitfühlen, fühlen wie sich der andere auch fühlt”…das führt zusammen. aber diesen gedanken habe ich mir eben wieder ausgeschlagen.

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